7 Merksätze, wie Sie Ängste und Sorgen voneinander unterscheiden können

 

Merksatz 1: Sorge ist spezifisch. Angst ist vage.

 

Sorgen gründen sich auf realistische Anliegen, die spezifisch sind und benannt werden können.

 

Angst hingegen ist Angst vor dem allgemeinen „Unbekannten“. Angst kann meist nicht von jemandem benannt oder erklärt werden, der sie erlebt.

 

Merksatz 2: Sorgen machen uns Lust, das Problem zu beheben. Angst verursacht Lähmungen.

 

Da Sorgen auf spezifischen und oft realistischen Bedenken beruhen, reagieren wir entsprechend. Wir möchten die Probleme beheben und die Ursache für unser Anliegen beseitigen. In den meisten Fällen gelingt dies auch.

 

Angst macht genau das Gegenteil. Menschen mit Ängsten können die Gründe für Ihre Ängste nicht exakt benennen. So entsteht eine Unfähigkeit, entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Viele Patienten berichten auch davon, sich wie gelähmt und unfähig zu einer Handlung zu fühlen. Da Menschen gerne die Kontrolle über sich haben, eignen sich Betroffene oftmals zwanghafte Verhaltensweisen an, um zu mindestens etwas Kontrolle über sich zu haben. 

 

Merksatz 3: Sorgen verursachen milde emotionale Reaktionen. Angst verursacht schwere emotionale Reaktionen.

 

 

Sorge ist eine natürliche menschliche Reaktion. Wenn die Menschen keine "Sorge" hätten, hätten wir auf keinen Fall so lange überlebt. Dies führt lediglich zu einer minimalen emotionalen Reaktion, da wir immer noch in der Lage sind, gegen unsere Sorgen vorzugehen.

 

Diejenigen, die mit chronischer und unbewusster Angst zu kämpfen haben, zeigen überreaktive emotionale Reaktionen auf ihre Umgebung und Umstände. Dies behindert die Fähigkeit, gegen das, was die Angst verursacht, vorzugehen.

 

Merksatz 4: Sorge ist kontrollierbar. Angst kontrolliert dich.

 

Gerade weil Sorgen eine natürliche menschliche Reaktion sind, können wir mit unserem Bewusstsein diese Sorgen kontrollieren. Wir können also die daraus entstehenden Emotionen steuern.

 

Angst ist jedoch sehr unterschiedlich. Da chronische Angstzustände oder Angstzustände außerhalb des kognitiven Bewusstseins auftreten, können wir nicht die volle Verantwortung für unsere Reaktionen darauf übernehmen. Angst manifestiert sich unbewusst und kontrolliert die körperlichen Reaktionen unseres Körpers darauf, ohne dass er sich dessen bewusst ist, was sie verursacht.

 

5. Die Sorge ist relativ vorübergehend. Angst kennt kein Zeitlimit.

 

Weil die Sorge auf realistischen Bedenken beruht, ist sie primär vorübergehend. Es motiviert uns zum Handeln, damit wir die Ursache zeitnah beseitigen können. Je disziplinierter wir dabei sind, umso schneller sind wir von der Sorge befreit.

 

Angstzustände, die chronisch und ungeordnet sind, sind eine allgemeine Angst vor dem Unbekannten und schwer zu erklären. Da Angst schwer zu benennen und fast unmöglich zu beheben ist, kann sie Tage-Wochen- oder Monatelang anhalten. Angst, die über Nacht anhält, ist höchstwahrscheinlich ein Zeichen für chronische oder ungeordnete Angstzustände.

 

6. Sorge findet im Kopf statt. Angst manifestiert sich im Körper.

 

Wie wir einige Male zuvor schon erwähnt haben, ist Sorge eine kognitive Reaktion im Kopf. Wenn erklärt wird, was Sorgen macht, gibt es meist eine lineare und logische Erklärung, die mündlich kommuniziert werden kann und zur zeitnahen Auflösung der Sorge führt.

Eine chronische, generalisierte Angststörung löst permanente körperliche Reaktionen aus. Dies kann zu einer deutlichen Einschränkung des normalen täglichen Ablaufs führen.

 

7. Sorgen wirken sich nicht negativ auf unsere persönlichen oder beruflichen Funktionen aus. Angst beeinträchtigt unsere Fähigkeit, normal zu funktionieren.

 

Sorgen sind in der Regel eine Reaktion auf ein Problem. Außerhalb dieser Sorge funktionieren wir ganz normal und ohne Einschränkungen. Das bedeutet, dass Sorgen uns zwar beschäftigen, uns aber weitestgehend ein normales Leben führen lassen, ohne dass wir kopflos werden.

 

Angst - auch wenn Betroffene keine Ahnung haben, was sie verursacht - beeinträchtigt unsere Fähigkeit, normal zu funktionieren. Diejenigen, die mit chronischen Angstzuständen zu kämpfen haben, können sich nicht konzentrieren, sind oft müde bis hin zum CFS (chronisches Erschöpfungssyndrom). Angst bedeutet immer Worst-Case-Szenarien. Es ist der Bewältigungsmechanismus des Gehirns, welches permanent dagegen ankämpfen muss und für die Erschöpfung sorgt.

 

Bestimmte Zentren in unserem Gehirn sind daran beteiligt: das limbische System und der Mandelkern sind für die Verarbeitung von Emotionen und deren Abspeicherung verantwortlich. Diese beiden Zentren reagieren nach Meinung von Wissenschaftlern bei Menschen mit Ängsten, Sorgen und Nöten überaktiv. Zudem scheint das Gleichgewicht von bestimmten Botenstoffen (Neurotransmitter) im Gehirn gestört zu sein. Auch das sogenannte Bauchhirn (Darm-Hirn-Achse) kann Informationen nicht mehr richtig verarbeiten.

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